Donnerstag, 21. Juni 2012

INFERNO



Die Angst vor dem Ende des Millenniums war gross. Alle Computer werden abstürzen und die Welt wird elendiglich vor die Hunde gehen. Musste auch Jean-Claude van Damme gedacht haben, als er sein letztes Werk des 20. Jahrhunderts gedreht hat. "Inferno"...

Inhalt:
Irgendwo in der Wüste Nevada liegt Inferno, ein kleines und dreckiges Kaff, welches von zwei rivalisierenden Banden regiert wird. Eddie (Van Damme) hat echt die Scheisse an den Füssen kleben, bleibt sein Motorrad ausgerechnet auf den Strassen dieser trostlosen Gegend liegen - und wird der Gute zudem noch beinahe gekillt, als die Ryker-Gang ihm die Harley und sein Leib und Gut abnimmt. Doch mit einem kickenden und schiessenden Ex-Soldaten namens Eddie Lomax ist definitiv nicht zu spassen...

Die Karriere des kickenden Belgiers Jean-Claude Van Damme war in den späten neunziger Jahren ziemlich ins Stocken geraten. Der letzte Achtungserfolg "Double Team" war bereits einige Jahre her und der Mann mit dem ewigen Spagat musste sich langsam neu orientieren. Für sein letztes Werk im alten Jahrtausend wollte Van Damme ein Werk auf den Tisch knallen, welches qualitativ wohl eines seiner besten sein sollte. Er holte "Rocky"-Regisseur John G. Avildsen an Bord, Kult-Mexikaner Danny Trejo und der inzwischen leider verstorbene Noriyuki "Pat" Morita. Gedreht wurde in der Mojave-Wüste Kaliforniens.

Auch storytechnisch wollte Van Damme Grosses leisten. Das Werk macht keinen Hehl daraus, eine Anlehnung an "Für eine Handvoll Dollar" oder "Yojimbo" zu sein. Letztgenannter wird im Verlaufe des Films sogar erwähnt. Doch, ist "Inferno" es wert, zusammen mit diesen Klassikern in einen Topf geworfen zu werden?

Es dauerte eine Weile, bis Jean-Claude Van Damme sich einige Grundbegriffe des Schauspiels beibringen liess. In den Neunzigern war dies definitiv noch nicht der Fall. Van Damme spielt im vorliegenden Werk die typische JCVD-Figur, ein Abziehbild seiner Vorgängercharaktere. Dies muss jedoch nichts schlechtes sein, erwartet der Actionfreund eigentlich genau das, was der Belgier uns hier geboten hat. Null Schauspiel, eine grosse Klappe und das testosterongetränkte Auftreten eines europäischen Übermachos. Bestes Beispiel hierfür die Sexszene mit den beiden blonden Tussen, die Lomax spontan nach einer Prügelei abgreift. Fickt er doch gerade Blondine Nummer Eins, kommt Blondie Nummer Zwei ebenso ins Schlafzimmer und er runzt ihr umgehend ein gestöhntes "Hey, you're next" entgegen, dies natürlich in allerbestem Belgier-Englisch. So ein Leben muss man(n) führen.

Danny Trejo und Pat Morita sind in diesem Film eigentlich verschenkte Ware. Hat Trejo zumindest noch einen für die Story relevanten Charakter, ist Morita wohl nur in den Film geschrieben worden, weil Regisseur Avildsen einen freundschaftlichen Draht zu Morita gehabt haben könnte, haben die beiden doch auch eine gemeinsame Vergangenheit ("Karate Kid I - III"). Mit an Bord sind ebenso die B-Movie Schönheit Jaime Pressly - ausnahmsweise mal nicht im Nervmodus - und der inzwischen ebenso verstorbene Ford Rainey. Eigentlich ein Cast, der sich mehr als nur etwas sehen lassen kann.

Doch ein namhafter Cast kann in diesem Fall die Schwächen eines Scripts und den unklaren Tonfall des Films nicht wettmachen. Der Film funktioniert beinahe als Komödie mit teils härteren Szenen. Jedoch empfand ich den Film nicht als witzig oder lustig, sondern eher als peinlich. Hätte der Film eine richtig harte Gangart gefahren, wäre dies vielleicht wirklich eine B-Perle geworden.

Welche Lehren können wir aus "Inferno" ziehen? 
1. Jeder darf mal einen schwachen Tag einziehen (John G. Avildsen).
2. Rettet man zwei blonde Frauen aus den Klauen einer Gang, darf man mit wildem Sex belohnt werden.
3. Der Geist des verstorbenen besten Freundes auf seiner Harley davon fahren sehen, ist absolut kein Anzeichen für einen Gehirntumor.
4. Nicht jeder günstige Film ist seinen Kauf auch wert...

Fazit: Wer seine Van Damme-Sammlung komplettieren möchte, für den ist "Inferno" natürlich ein Muss. Für einen perfekten Actionabend aber ungeeignet. Zu schwach ist dieses Werk.

Schulnote 3.5



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