Dienstag, 10. Juni 2014

A SERBIAN FILM



Ich war etwa halb so alt wie jetzt (fuck!), da veranstalteten mein Kumpel und ich regelmässig Filmabende. Und da wir das aktuelle Hollywood- und Actionkino immer schnell abgehandelt hatten, musste andere Kost her. So stürzten wir uns auf Filme die auf dem deutschen Index standen. Quasi eine Liste mit im Nachbarland verbotenen Filmen als Einkaufsliste. Wir empfanden uns als cool und sahen doch echt lustige Dinger. Der erste war damals “Das Texax Kettensägen-Massaker”, aber nicht etwa das Michael Bay-Vehikel, sondern das alte Original aus den Siebzigern. Das machte noch Spass. Irgendwann folgten auch sogenannte Schocker wie “Ilsa, She Wolf of the SS” oder Pasolinis “Salo”. Aber wir verstanden nie so recht was an diesen Filmen so schockierend sein soll. 

Die Jahre vergingen und vor einigen Tagen fragte mich mein Kumpel mal wieder, ob ich nicht Bock hätte den wohl kränksten Streifen seit “Salo” zu sehen. Sofort fühlte ich mich in meine Jugend versetzt und sagte natürlich zu. So schauten wir “A Serbian Film”… 

Inhalt: 
Der ehemalige serbische Pornostar Milos (Srdjan Todorovic) ist ein glücklicher Familienvater. Geldsorgen lassen ihm jedoch keine Ruhe und so begrüsst er die Möglichkeit einer einmaligen Rückkehr ins Pornobusiness, die ihn für den Rest seines Lebens finanziell absichern soll. Doch der Dreh dieses Pornokunstwerkes erscheint Milos immer wie dubioser. 

Ehrlich, wer ein schwaches Gemüt hat, eine unbeschädigte Seele besitzt, ein komplett reines Gewissen behalten will oder einfach einen schwachen Magen hat, der soll sich “A Serbian Film” bitte nicht ansehen. Ich will mich nicht als harten Hund verkaufen, aber es braucht schon sehr viel bis ein Film mir wirklich so dermassen einfährt und es mir übel wird. “Irréversible” war so einer und noch früher die beiden Haneke-Werke “Funny Games” oder „Bennys Video“ aber auch diese sind nicht halb so übel wie der vorliegende “A Serbian Film”. Doch, was genau macht das Böse in diesem Film denn aus? 

Es fällt mir echt schwer über die wirklich krassen Szenen zu schreiben, deswegen gehe ich nicht detailiert auf diese Scheisse ein, aber der Gewaltpegel schiesst etwa in der Halbzeit des Films in eine extrem krasse Höhe und zeigt Bilder, welche ein normal tickender Mensch sich eigentlich nicht freiwillig vorstellen kann. “Saw” oder “Hostel” sind reinster Kindergeburtstag dagegen. 

Cinematographisch ist der Film ja nicht mal übel. Die Darsteller sind überzeugend, die Locations ebenso und der Film macht eigentlich nicht den Anschein eine Low Budget-Produktion zu sein. Ist er aber. Produzent und Regisseur Srdjan Spasojević finanzierte den Streifen komplett selbst. 

Und was soll ich euch nun raten? Schaut euch den Streifen unbedingt an? Oder verzichet darauf und verschont eure zarte Seele, denn das Leben fickt euch stellenweise schon hart genug? Ich weiss es nicht. Ich kann nur darauf hinweisen, dass der Film ungeschnitten 104 Minuten dauert und in der gekürzten Fassung 86 Minuten. Und ich kann mir vorstellen, dass die gekürzte Fassung so gar keinen Sinn macht, also greift zur Uncut-Version, wenn ihr schon euer Gehirn mit diesem Scheiss versauen wollt. Ich wünsche euch viel Kraft.